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Leonore Hecht

Graphic arts

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"An diesem Ort voll Trubel und Gelächter vollzieht sich eine leise, fast unscheinbare Begegnung mit einem anderen Eindruck. Ein Wesen, das inmitten der lauten Töne fast verschwindet. Es heischt nicht nach unserer Aufmerksamkeit, entbehrt jeder groben Bewegung oder grellen Farbigkeit. Es ist einfach da: ein Gespinst, eine lose Idee. Die, bevor sie sich verfüchtigt, auf Papier gebannt wurde. [...] Wenn wir die Zeichnungen betrachten, können wir eine sanfte Linienführung beobachten, die mal gerade, mal geschwungen einen unbekannten Weg verfolgt. Keine abrupte Endung, stattdessen endlose Wogen, die sich aneinanderreihen, sich in Zellen zergliedern und zusammen ein pulsierendes Ganzes ergeben. Die simple Zelle, weder symmetrisch rund noch defniert eckig, sondern irgendwas dazwischen – sie ist der Baustein für das Wesen, das sich mit jeder weiteren Zelle zu einer beliebigen Größe und Form entwickeln könnte. So einfach sie in ihrer Grundform erscheinen mag, so komplex wird sie im Wachstum. In dieser Serie wird diese  einfache Formel des Lebens leise, fast zaghaft und zerbrechlich wie das Leben selbst, mit Bleistift festgehalten. Aber auch der Zufall arbeitet mit: während Zelle auf Zelle folgt, so wird erst im Prozess bestimmt, in welche Richtung die Zeichnung gesponnen wird. Die Künstlerin setzt den Stift an, weiß vielleicht, wo die erste Linie beginnt, und begibt sich dann in ein Wechselspiel aus gelernten Kompositionsprinzipien, Intuition und unbewusster Bewegung. Zusätzlich beeinfussen das weiche Material, die Bleistiftmine und die leicht angeraute Papieroberfäche, wo sich die Linie entschleunigt oder wo eine Biegung bevorsteht. Der Entstehungsprozess ist lautlos und unspektakulär - gleichzeitig unbeirrbar und unaufhaltsam. Sie erschafft einen Körper, der zu schweben scheint. Die Grafken könnten verpuppte Wesen darstellen, die im Urwald gerade erst entstehen, sich im Urstadium der Entwicklung befnden und eine Vorform des Lebens abbilden. Sie stehen vor der Entfaltung, vor der Defnition, vor der Erkenntnis. In ihnen ist bereits alles Potenzial für ihre Entwicklung angelegt und es bedarf nur noch der Zeit, um zur Entfaltung zu kommen. Der Zeit, aber auch der Fantasie des Betrachtenden. Welches Potenzial seht ihr in dem Körper, in dem Gespinst? Welche Form wurde ausformuliert, was angerissen oder nur angedacht? Diesen Fragen dürfen wir in der Ausstellung nachgehen." Anna Weigel

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